Irene Trawöger
Abendmahl
Irene Trawöger nimmt in diesem Werk zentrale Bildtraditionen
des christlichen Abendlandes auf, kehrt sie um und bewertet sie
neu. Sie bringt den vertrauten Topos in Dialog mit den
unterschiedlichsten "–Ismen", den Ideologien unserer Zeit; Kapitalismus, Kommunismus, Kreationismus, Spiritismus ... die Liste kann beliebig
verlängert werden. Viele dieser "–Ismen" haben den Zugang zu unseren geistigen und kulturellen Wurzeln überlagert. Die Künstlerin zeigt den Lieblingsjünger Jesu, Johannes, als Johanna, als Frau.
Jesus selbst stellt sie umringt von den Symbolen des Kapitals dar,
die als Kapital–ismus den Blick auf das Göttliche verstellen.
Andreas Jakobus d.J. Bartholomäus
Johannes Petrus Judas
Simon Thaddäus Matthäus
Andreas Jakobus d.J. Bartholomäus
Abbildung Leonardo-Abendmahl mit kurzem Untertext:
Leonardo da Vinci (1452 -1519) "Das Abendmahl", 1494 - 1498, Seccotechnik, 422 x 904 cm, Santa Maria delle Grazie, Mailand
Trawöger löst die Teilnehmer des Abendmahls, die schon Leonardo
zu rätselhaften Dreierkonstellationen zusammengefasst hatte,
als Gruppen aus der Tischrunde heraus, verkehrt sie spiegelbildlich
und erreicht damit ein verblüffendes Ergebnis.
Die Jünger, die im ursprünglichen Gemälde mit ihren Gesichtern und Gesten ganz auf
Jesus hin verweisen und zum ihm gerichtet sind, drehen sich nun von
ihrem Meister weg. Das Brotmesser des Petrus erscheint als tödliche
Waffe. Die Gestalten des Abendmahls sind umfangen von zunächst
seltsam anmutenden, riesenhaften Rosen.
Damit greift Irene Trawöger eine philosophische Tradition des
Abendlandes auf, die Idee des „Wahren, Guten und Schönen“,
für die sie die Rose als prototypisches Symbol wählt. Sie belässt
die Rose aber nicht allein in diesem positiven Symbolgehalt. Bei ihr
entpuppt sich „die schönste aller Blumen“ als alles verschlingende
Qualle und bedrohliches Wolkengebilde. Andererseits ist sie als
behütender Schutzmantel zu sehen. In dieser Ambivalenz
transzendiert sich die Rose und erscheint als mannigfaltige Wesenheit.
(basierend auf dem Programmtext zur Ausstellung "-ISMUS", 2006, von Eva-Maria Kaiser)
Da Jesus und seine Hawara von W. Teuschl 2010 im Stephansdom in Wien Performance Raimund Oskar Bühnenbild und Kostüme Irene Trawöger Erster Teil - Jesu Leben: Fünf-Bild-Tafeln "Das letzte Abendmahl (-ISMUS)" Zweiter Teil - Passion: Stoff aus Gaze (Verbandmull) in mehreren Lagen von vorne und hinten beleuchtet